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5. April 2025
Mann am Steuer
15. April 2025Dienstunfähig: Ende in Sicht?
Freitagnachmittag, draußen ist sehr schönes, sonniges Wetter, aber ich sitze drinnen im Arbeitszimmer.
Mal wieder Rechnungen bezahlen, mich um sonstigen Schriftverkehr kümmern, mich langweilen. Heute war ich wieder beim Orthopäden, schön.
Weitere Dienstunfähigkeit bescheinigt bekommen. Bis Mai, vorläufig. Keine Überraschung, denn seit Mittwoch weiß ich, dass mein Ellenbogen nochmals operiert werden muss. Zur Schmerzfreiheit und um vielleicht noch 10 oder 20 Grad mehr Streckung zu erhalten. Okay, in der Beugung fehlen auch ein paar Grad, aber die sind vom Praktischen her zu vernachlässigen. Im Hinblick auf den Schadensfall „Unfall“ natürlich nicht! Da zählt am Ende jedes Grad und jede subjektiv empfundene Reststörung.
Während wir, also der Prof. Dr. und ich auf das frei werden des Röntgengeräts warteten, erzählte ich, so als kleine Anekdote, die Geschichte meiner insolventen Unfallversicherung. Und dass ich meinen Schaden ja bis Ende Mai zur Tabelle anmelden müsse, aber niemensch mir Auskunft zu einer Gliedertaxe geben wolle…
Seine Antwort kam, wie aus der Pistole geschossen: 2/7 oder, nachdem er in dem dicken Wälzer XY nachgeschlagen hatte, 3/10. Zumindest erstmal. Mit diesen Werten kann ich etwas anfangen, zumal ich inzwischen weiß, wie mein Tarif mit Progression funktioniert. Sehr mühsam, aber jetzt kann ich einen Wert zur Tabelle anmelden. Schon mal Schritt 1.
Vielleicht wird ja auch nach der OP am 22.04.2025 alles richtig gut. Wahrscheinlich aber nicht, da sind sich Orthopäde und Prof. Dr. einig. Ja, das Röntgenbild zeigte eine Knochenbildung an einer Stelle, wo definitiv kein Knochen hingehört, dass konnte ich sogar als Laiin erkennen.
Erst hieß es ‚minimal invasiv‘ und ‚ambulant‘. Dann „Naja, vielleicht komme ich an diese Stelle aber kaum oder gar nicht hin.“ „Dürfen wir sie über Nacht hierbehalten oder müssen wir dann eine Fehlbelegungsabgabe zahlen?“ Ich machte große Augen, seine Sekretärin schien es gewohnt zu sein. Okay, ich darf über Nacht bleiben, weil, vielleicht, eventuell, falls, der Prof. Dr. doch das große Operationsbesteck auspacken muss. Im Gespräch mit der Narkoseärztin in der OP-Vorbereitung wurde mir eine Vollnarkose empfohlen, frau weiß ja nie. Die dritte in sieben Monaten. Hoffentlich für lange Zeit die letzte.
Und dann wurde ich für den Tag entlassen und wusste nicht, ob ich weinen oder lachen sollte. Ja, meine Schmerzen im Ellenbogen bei jeder Bewegung sind real. Die mangelnden Fortschritte liegen also nicht daran, dass ich mich nicht genug bemühe, sondern an einer Blockade der Kapsel. Das weiß ich jetzt. Und trotzdem. Weitere Wochen zu Hause. Wieder Schmerzen trotz Schmerzmittel. Lohnt sich das überhaupt? Was alles so passieren kann, wird ja genau dokumentiert, z.B. Nerven werden geschädigt. Positiv bleiben, klar. Aber!
Die ersten sechs Monate Fehlzeit sind inzwischen vorbei. Amtsärztin ist auch schon wieder involviert. Warten, auf das, was auch immer kommen mag.
Hoffentlich keine depressive Episode, davon hatte ich inzwischen genug. Aber manchmal ist es trotz Krankengymnastik so schwer sich jeden Tag zu beschäftigen. Lesen geht zwar immer, aber zig Stunden am Tag? Spazieren gehen, ja klar, aber bei ca. zwei Kilometern ist Schluss, sonst meckert mein rechtes Knie wieder. Das entwickelt sich nach der OP allerdings gut, sagen zumindest die Ärzte. Wenigstens etwas.
Was nicht gekommen sind, sind Genesungswünsche vom Amtsleiter, tja. Auch nicht vom Personalrat. Keine Blumen, Pralinen, sonstiges oder Worte der Aufmunterung und des Trostes, nichts. Aber bei einer Beerdigung stehen sie dann alle da und sprechen Worte von Verlust und Trauer etc. Anstatt sich um die Lebenden zu kümmern. Damit ich mich noch zugehörig fühle. Teilnehmen kann, den Anschluss an was auch immer nicht verliere. Nix da.
Und dabei wirbt doch der Freistaat Bayern mit einen „kollegialen Miteinander“ auf seiner Website um Auszubildende. Scheint nur für gesunde Mitarbeiterinnen zu gelten, das „kollegiale Miteinander“. Ich fühle mich tatsächlich ausgeschlossen, abgekoppelt. Klar, subjektiv, aber deswegen nicht weniger wahr. Ich brauche die Kollegialität jetzt und mein Sohn später keine tröstenden Worte am Grab!
Und nein, ein „Das haben wir noch nie so gemacht!“ lasse ich nicht gelten. Denn vor vielen Jahren bekam ich tatsächlich Post vom Amtsleiter mit Genesungswünschen. Die Pralinen und Blumen gingen allerdings auf dem Weg zu mir verloren😉
Und wenn, es wäre nie zu spät etwas Neues anzufangen.