„Unversehrt Frauen und Schmerz“

Verdienstorden
18. Juni 2025
Laudatio
26. Juni 2025
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Buchtipp

Die Autorin Eva Biringer beginnt ihr Buch mit der Geschichte ihrer Großmutter. Der Großmutter und ihrem ständigen Schmerz. Dem Medikamtencocktail. Der oberflächlichen Untersuchung durch den Hausarzt. Dem nicht Anerkennen von Schmerz, wenn dieser denn weiblich ist.

Und katapultierte mich so gleich in ein Stück Familiengeschichte. Auch meine Mutter leidet an Schmerzen, Beeinträchtigungen beim Sehen, seit ca 20 Jahren. Die Ärzte finden keine organische Ursache. Aber haben die auch richtig gesucht? Die Dimensionen des Medical Gender Gap waren vor ein paar Monaten noch Böhmische Dörfer für mich. Hier wird er ans Licht gezerrt und bloß gestellt, der Gap.

Nur kommt der ja meistens nicht allein, sondern wird z. B. begleitet von Unkenntnis über den weiblichen Körper, auch heute noch bei Ärzten, aber auch Ärztinnen. Und der absurden Vorstellung, dass Frauen Schmerz eher aushalten können, weil sie gebären (können).

Mir wurde in meiner Jugend gespiegelt, dass Menstruation schmerzhaft sei. Immer. Ich solle mich nicht so anstellen. Als keine Kinder kamen trotz Wunsch wurde ich endlich „richtig“ untersucht. Endometriose. Wie ich heute weiß, hatte ich „Glück“. Nur knapp 10 schmerzhafte Jahre. Das ist 35 Jahre her und Endometriose ist immer noch unerforscht, weil Frauenkrankheit.

Schmerz, der vielleicht auch „nur“ psychosomatisch ist. Als ich mich in der Grundschule häufig wegen Kopfschmerzen übergeben musste, wurde ich auf einen Tumor untersucht. Migräne hatten damals Kinder nicht! In Wirklichkeit war ich in meiner Familie mit der Rolle als große Schwester und Ersatzmutter nur hilflos überfordert.

Diese und andere Geschichten tauchten beim Lesen so nach und nach auf in mir wieder auf.

Schmerzen, die wir uns selbst antun, um anderen zu gefallen, in Normen zu passen. Wenige Stunden in Schuhen mit 7 cm Absatz bescherten mir Morbus Krüger. Tja, allerdings mit gut über 50 🙈

Und so weiter und so weiter. Unversehrt war mein Körper irgendwie nie, wenn ich heute so zurückblicke.

Und Deiner?