„Undercover“

„Risse“
12. Februar 2025
Lynette und Julian
19. Februar 2025
„Risse“
12. Februar 2025
Lynette und Julian
19. Februar 2025

Schreibchallange

Lena liebte Außendienst. So trat sie auch dieses Mal symbolisch einen Schritt vor, warf ihren Hut in den Ring, bevor in der Besprechung im Mutterhaus überhaupt klar war, worum es ging. Einfach nur raus, diese Mauern verlassen.

Mauern, nach denen sie sich in ihrem früheren Leben so gesehnt hatte. Mauern, für die sie alles hinter sich gelassen hatte, sogar den Vornamen, das einzige, was ihr von ihrer Mutter geblieben war.

Jetzt war sie schon über ein Jahrzehnt im Konvent und langsam wurde ihr alles zu eng. Passte nicht mehr richtig.
Da kam ein Außendiensteinsatz gerade recht.
Ungeduldig wartete sie, dass Mutter Oberin zum Ende kam, ihren Vortrag beendete.

Außendienst bedeutete Freiheit auf Zeit. Geheime Mission klang toll, erinnerte an 007. Bond, James Bond. Naja, so aufregend würde der Job nicht werden, oder doch? Sie kreuzte die Finger unter dem Tisch, verbarg ihre Aufregung. Schweigen.

Irritiert sah sie sich um. Was hatte sie verpasst? Alle sahen sie an. „Ähm, mit Gottes Hilfe“ kam es klar nach kurzem Räuspern aus ihrer Kehle.

Später am Tag, als sie in die Einzelheiten eingewiesen wurde, fingen ihre Augen an verräterisch zu glänzen. Die alte BMW, die immer ganz verschämt hinter dem Auto und dem VW Bus stand, durfte sie für die Dauer des Einsatzes nutzen. Halleluja.

Und dann legte sie los und sich ins Zeug. Der Auftrag war klar umrissen: Sie sollte ins ‚Milieu eintauchen‘, naive Denke der Mutter Oberin, und auf Stimmenfang gehen für die Partei mit dem „C“ im Namen. Sozusagen den Ablass der Sünden anbieten, wenn „C“ gewählt wird. Bei schweren Taten vielleicht noch ein ‚Vater unser‘ oder bei ganz schweren Taten ein Rosenkranz on top.

Ablasshandel! Nicht mit ihr, zumindest nicht so. Wusste sie doch aus ihrem Studium, dass das Gehirn „Nicht- Anweisungen“ nicht erkennen kann.
Also bestand ihre Tätigkeit im Wesentlichen darin wieder und wieder den Menschen um sich herum einzubleuen, dass sie zwar zur Wahl gehen müssen wegen der Sündenvergebung, aber nicht, niemals, nie die Farben rot oder grün wählen dürften…

Auf das Gesicht der Oberin am Wahlabend war Lena gespannt.